Es ist ein Brauch, in dem sich mehrere Ursprungselemente mischen. Traditionell war der 10. November der Tag, an dem Landarbeiter und Dienstpersonal über Winter entlassen wurden. Für diese weitgehend besitzlosen Bevölkerungsschichten galt es nun, die kalte Jahreszeit ohne eigenes Einkommen zu überstehen. Einen Beitrag dazu leisteten dann die Kinder, die an diesem Tag von Haus zu Haus zogen und insbesondere bei wohlhabenden Bauern und Bürgern um Gaben bettelten. Ursprünglich sammelten sie dabei Lebensmittel ein, die tatsächlich für den Wintervorrat mit eingelagert und nach und nach verzehrt werden konnten. Manchmal pflegten insbesondere die etwas älteren Sänger sich auch zu verkleiden oder Gesichtsmasken (sğabellenskoppen) aufzusetzen. Später wandelten sich die Gaben mehr und mehr zu symbolischen Spenden, und heute gibt es überwiegend Süßigkeiten und Obst. Zu den traditionellen Gaben dagegen gehören Stutenkerl, Moppen (moppen) und Pfeffernüsse(pēpernööten) sowie Äpfel. Das Betteln um Gaben erfolgte in gereimten Sprüchen oder dem Vortrag entsprechender Lieder, wobei die Kinder Laternen (kipkapköögels) mit sich führten, die früher aus einer Runkelrübe geschnitzt wurden.
Es mischte sich inhaltlich das ursprüngliche Motiv des Bettelns mit Ausbreitung der Reformation mit religiösen Motiven und der Verehrung des Reformators Martin Luther (die Katholiken feiern am 11.11 Sankt Martin). So wurde denn auch der Martinstag am elften zusammen mit dem Martinisingen auf den 10. November, den Geburtstag des Reformators, vorverlegt. Zunehmend wurde als Anlass des Martinisingens die Feier des Geburtstages Luthers herausgestellt und das Bettelmotiv mit Gebräuchen der Mönchsorden erklärt. Die vorgetragenen Lieder bekamen eine religiöse Färbung oder es wurden neue geschaffen, die allein der religiösen Bedeutung des Tages Rechnung trugen bzw. sich auf die Verehrung Martin Luthers bezogen.
Im Raum SFA und Rehtem Aller ist wohl diese Version her:
- ''Matten Matten Herrn,
- de Äppel un de Beern
- die mögen wi so geern.
- Lat uns nich so lange stohn,
- denn wi mut noch widergohn.
- Acht Hus achter wohnt de Slachter
- Acht Hus wieder wohnt de Snieder.''
- Matten-, Mattenmähren,
- die Äpfel und die Beeren,
- lasst uns nicht so lange stehen!
- Wir müssen noch nach Bremen gehen!
- Bremen ist ne große Stadt,
- da kriegen alle Kinder was.
- Kriegen se nen Stückchen Kuchen,
- können se gut nach suchen.
- Kriegen se nen Stückchen Speck,
- dann gehen se wieder weg.
Am Mittwoch feiert dann unsere Kirchengemeinde zusammen mit der katholischen Kirche ein Fest und dort können die Kids ihre gesammelten Süßigkeiten für Kinder in Rumänien spenden/teilen ganz im Sinne von Sankt Martin!
Hier nun die fette Ausbeute (im Vordergrund in der orangen Schüssel die Süßigkeiten die morgen zur Kirche wandern!) Kids sind naß und glücklich!!
Wie oft habe ich die Kinder mit Laterne singen hören, nie habe ich so sehr den Sinn gewußt. Danke für die Aufklärung. Habe auch schon Süßigkeiten und Obst liegen. Manche Kinder kennen den Ursprung auch nicht und singen einfach "Laterne, Laterne ". Evtl. sollte man den Kindern doch den Ursprung nahe bringen, einige kennen nur noch das Martin den Mantel teilt.
ja ich hab das auch jetzt erst verstanden...v.a. hat mich immer verwirrt, dass sie mal am 10 mal am 11 rumziehen!!! Hier laufen die kids manchmal auch einfach an beiden tagen! ;-)
Oh mein Gott, bei wie vielen Leuten haben die Jungs gesungen? Aber das Teilen finde ich gut.